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Zwei interessante Artikel, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Die Sichtweise deckt sich mit meiner Meinung, die ich, wie bereits häufig in unseren Mails und Börsenbriefen berichtet, schon lange vertrete. Der Wahnsinn der Notenbanken zerstört jedwede Grundlage einer gesunden Währung, es bleibt einzig die Abwicklung. Nur steht das wann noch offen.
Und um die europäischen Banken ist es alles andere als gut bestellt. Ich kann nur eindringlich vor einem Engagement warnen, sollten Sie es dennoch riskieren, vergessen Sie nicht einen Stop zu platzieren.
Warum weise ich immer wieder auf den Stop hin? Nun, gestern kam die Meldung rein, die Aktionäre von Gerry Weber gehen im Insolvenzverfahren völlig leer aus. Dies jedenfalls haben fünf von sechs Gläubigergruppen so entschieden. Davon mal abgesehen, das dies mal wieder in unsere Landschaft passt, denn Nutznießer sind Fondsgesellschaften, die die „wertlosen“ Altaktien der Aktionäre dann für die geplante Sanierung des Unternehmens übernehmen. Es ist wie seinerzeit bei der Bankenkrise, den Schaden tragen die Privatanleger und Kleininvestoren.
Wie auch immer, bei der Gelegenheit habe ich mir mal die Zahlen von Gerry Weber in den letzten Jahren angeschaut und ich muss sagen, ich habe nicht schlecht gestaunt. Die Frage, die man sich ja stellt, hätte man dies frühzeitig erkennen müssen? Die Antwort lautet ja, allerdings nicht, wenn man nur mal schnell im vorbeigehen drüber schaut. Hätte man sich aber die wesentlichen Kennzahlen angeschaut, wäre zumindest aufgefallen, dass etwas ganz gehörig nicht stimmt. Ich spreche hier vom Umsatz und vom Gewinn. Der Umsatz ist bei Gerry Weber interessanterweise bis 2017 und damit lange nach dem ersten deutlichen Absturz am 9. Juni 2015 von 29,8 Euro auf 20 Euro am 10. Juni 2015, stabil geblieben. Zuvor hatte der Titel bereits technisch mehrere Verkaufssignale aktiviert. So zum Beispiel mit dem Unterschreiten der trendbestimmenden 200 Tage Linie im gleitenden Durchschnitt im Tages- und im Wochenchart. Dies passierte bereits am 2. März, ferner gab es am 5. Mai 2015 ein sogenanntes Todeskreuz, bei dem die 50 Tageslinie durch die 200 Tageslinie fällt. Ein klares Verkaufssignal, welches zumeist von deutlichen Kurskorrekturen gefolgt ist. Hätte man hier also einen Stop platziert, wäre man entspannt ausgestoppt worden und hätte im Anschluss von der Seitenlinie den Rest verfolgen können.
Die Umsätze blieben also stabil, allerdings brach der operative Gewinn, EBIT, um 6,5% in 2014 und 45% in 2015 ein. Insgesamt bis 2017 sogar um 86%. Die Umsätze gingen derweil im gleichen Zeitraum (2013-2015) nur um 2,25% und bis Ende 2017 lediglich um 11,6%, zurück.
Aber wie war das möglich? Waren die Stückpreise plötzlich eingebrochen, oder gab es andere Gründe? Nun, wer sich die Bilanz genauer anschaut, dem fällt auf, dass das Unternehmen plötzlich Vollzeitarbeitsplätze aufbaute insgesamt wurden von 4700 Beschäftigten in 2013 auf 5440 Arbeitnehmer in 2014 und schließlich auf 7027 in 2015 hochgefahren. Das lässt die Lohnkosten natürlich explodieren. Im gleichen Zeitraum hat man dann zusätzliche Maschinen gekauft. Der Wert der Maschinen ist in der Bilanz von 106,7 Millionen Dollar auf 114 Millionen Dollar gestiegen und dann bis 2017 gar noch auf 199 Millionen Dollar erhöht. Man hat also bis zum bitteren Ende alles versucht und alles investiert. Das Ganze wurde durch die Aufnahme langlaufender Kredite finanziert. Diese hatten in 2013 einen Wert von 7,8 Millionen Dollar, in 2014 lagen wir bereits bei 96,6 Millionen Dollar und in 2015 bei 237 Millionen Dollar. Zusammen mit den kurzlaufenden Krediten und Verbindlichkeiten beliefen sich die gesamten Schulden von Gerry Weber in 2015 bereits bei 502 Millionen Dollar. Ein Anstieg von 171,94%. Zudem konnten zwischen 2013 und 2017 die Umsatzkosten sogar von 540,9 Millionen Dollar auf 427 Millionen Dollar in 2017 reduziert werden, dennoch fiel der Brutto Gewinn zwischen 2013 und 2017 um 3,5%. Das man wirklich alles versucht hat, erkennt man unter anderem auch an den fortgeführten Dividendenzahlungen, wenngleich diese auch rückläufig waren. Aber sie kosteten in 2013 immerhin noch 46,8 Millionen Dollar, in 2014 noch 43,1 Millionen und selbst in 2017 noch 13,3 Millionen Dollar. Nochmals zur Erinnerung Dividendenzahlungen sind Gewinnbeteiligungen, also sollten diese auch nur von vorhandenen Gewinnen bedient werden. Allerdings werden Unternehmen, die die Dividendenzahlungen reduzieren oder ganz aussetzen in der Regel von der Börse mitunter gar massiv abgestraft. Nicht selten verlieren Aktien an Tagen der Bekanntgabe zwischen 10 – 30%. Dies wollte man bei dem ohnehin schon deutlich gefallenen Aktienkurs natürlich nicht riskieren. Ähnlichen Blödsinn kann man bei RWE oder EON feststellen. Zusätzlich hatte man sogar in 2017 noch für 5,8 Millionen Dollar eigene Aktien vom Markt zurückgekauft und somit versucht die Investoren bei der Stange zu halten, da dadurch ja einerseits der Gewinn/Aktie steigt (durch Rückkäufe reduziert man die im Markt befindliche Aktienanzahl, da die Unternehmen diese meist nicht mehr ausgeben) und andererseits steigt durch die erhöhte Nachfrage auch der Kurs der Aktie. Zudem hatte man noch in 2016 32,6 Millionen Dollar und in 2017 noch 35,8 Millionen Dollar an langlaufenden Krediten zurückbezahlt, obwohl man zeitgleich in 2016 nochmals 37,1 Millionen Dollar an neuen langlaufenden Krediten aufnahm. Dies war dann der letzte verzweifelte Versuch das Ruder rumzureißen. In 2017 war Schluss mit der Kreditaufnahme und alles brach zusammen.
Fazit: Wir wissen zwar nicht, warum man mit aller Macht expandieren wollte aber wir wissen nun warum man gescheitert ist. Es war ein klassischer Management Fehler, man hat sich schlichtweg übernommen. Vermutlich aus Sorge, man könne den Anschluss verlieren, war man bereit hohe Kredite aufzunehmen und das Personal hochzufahren. Man hat gepokert und alles verloren. Übrigens hat das Unternehmen derzeit eine aktuelle Marktkapitalisierung von 3,22 Millionen Dollar, der Unternehmenswert wird aber auf 228,32 Millionen Dollar beziffert. Und genau deshalb ist das Unternehmen für die Fonds so interessant. Was bleibt ist die Erkenntnis, Gerry Weber wird nicht der letzte gewesen sein, der über die massive Verschuldung stolpert.
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Die Börsen laufen gemächlich weiter nach oben, nach dem Zinsentscheid in den USA.
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Wir wünschen Ihnen einen wunderschönen Abend und weiterhin viel Erfolg an den Börsen.