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Hoch zum Start der Handelswoche | Nachricht |http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/cannabis-produzent-tilray-aktie-verzeichnet-deutliches-hoch-zum-start-der-handelswoche-6661784
Nachdem der Tilray Inc. am Dienstag kurz nach Erreichen
der 153€ Marke plötzlich erneut stark abverkauft wurde, war zunächst unklar was
der neuerliche Grund dafür war. Nun ist es klar, dass Unternehmen plant sich
über Wandelanleihen Geld am Kapitalmarkt zu ziehen. Insgesamt $400 Millionen.
Anleihen sind der normale Weg, sich Geld zu leihen, aber Wandelanleihen, sind
Aktien besicherte Wertpapiere, die nach Ermessen des Emittenten jederzeit in
Aktien gewandelt werden können. Das klingt zunächst Mal völlig normal,
allerdings wenden zumeist Unternehmen diese Form der Anleihe an, die häufig mit
ungewöhnlich hohen Zinsen ausgestattet sind, die über Banken keine Kredite mehr
erhalten. Oftmals geht dieses Spiel einige Male gut, sprich man begibt die
erste Anleihe und zahlt Zinsen und rechtzeitig vor Rückzahlung des Kredits
(Anleihe), begibt man die zweite Anleihe, mit deren frischem Kapital, die
Rückzahlung ermöglicht wird. Da die Zahlungen alle korrekt verlaufen sind,
fühlen sich Anleger sicher und investieren ob des vermeintlich solventen
Schuldners deutlich mehr. Sind doch hohe Zinsen, in einer Welt der
Nullzinspolitik die seltene Ausnahme. Schaffen diese Unternehmen aber den
Turnaround nicht in relativ kurzer Zeit, dann wird es meist eng und das
Vertrauen schwindet, was sich dann in einem fallenden Aktienkurs ausdrückt.
Fallen die Aktien tief genug, lohnt es sich für das Unternehmen mitunter nicht
die hohen Zinsen zu bedienen, von der Rückzahlung der Anleihen ganz zu
schweigen, in dem Moment ist es auch nicht mehr möglich, frisches Kapital über
eine neue Anleihe zu ziehen. Also wandelt man die Anleihe in Aktien und der
Gläubiger wird automatisch zum Aktionär und sitzt anstatt auf hohen Zinsen, auf
mitunter brutalen Verlusten. Prominente Beispiele, Solarworld und PWC. Letztere
wurden insbesondere von diversen Medien als jahrelang solventer Schuldner
gepriesen. Beide sind nach der zweiten Wandelanleihe in die Insolvenz gegangen.
Auch geht der Zeitpunkt der Wandelanleihen oftmals mit dem Ende eines Zyklus
einher. In diesem Fall ist es das Ende der Niedrigzinspolitik und
möglicherweise dem Ende der Aktienrallye. Wandelanleihen hatten in den letzten
Jahren vor der Jahrtausendwende ihre Hochzeit und Unternehmen und Kommunen
begaben zahlreiche Wandelanleihen mitunter mit diversen Aktienportfolios
besichert (Kommunen). Investoren sassen, infolge dem Platzen der Dotcom Blase
(2000-2003), danach etliche Jahre auf extremen Verlusten von oftmals 50% und
mehr oder hatten im Falle der Insolvenz der Schuldner, bei
Unternehmensanleihen, ihr Kapital gänzlich verloren. Die Ironie der Geschichte,
meist sind konservative Investoren, die Aktien meiden, die Käufer solcher
Anlagen. Nochmals zur Erinnerung, Tilray ist ein junges Unternehmen, welches zu
Beginn seines Börsenstarts am 19. Juli 2018, eine Marktkapitalisierung von $1,7
Milliarden hatte, welche sich in nur sieben Wochen versiebzehnfachte
(17) und das bei einem Umsatz per Ende des 2. Quartals 2018 von $17,7
Millionen. Das Kurs/Umsatz Ratio, welches insbesondere bei jungen Unternehmen
als Maßstab herangezogen wird, lag in der Spitze bei 1877. Ein Wert von über
1,5 gilt bereits als teuer. Ein KGV kann derzeit mangels Gewinn nicht ausgewiesen
werden. Ein weiteres Problem, steigende Zinsen. Somit wird die Neuaufnahme
von Krediten teurer, dies ist insbesondere bei der Refinanzierung alter Kredite
mitunter ein unlösbares Problem, da die Kosten schlichtweg zu hoch sein
können und Investoren das Vertrauen verlieren. Somit ist Tilray immens unter
Druck und muss liefern, sprich Umsätze deutlich steigern, ansonsten sieht es
übel aus.
Das muss alles nicht schlecht sein, aber jeder Investor sollte immer wissen,
Investments in junge Unternehmen oder Start Ups bergen enorme Risiken,
die man zwingend absichern sollte. Und derzeit spielt der Markt mit und
ignoriert die nackten Tatsachen.