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Big picture

  • von Guido Zimmermann
  • 16 Okt., 2018


Die Gründe für meine Zurückhaltung bei neuen Investitionen im DAX hier mal graphisch dargestellt.

Ich denke, selbst ein Laie erkennt hier schnell, dass es weder beim Monatschart, noch beim Wochenchart derzeit gut aussieht. Sicherlich sind wir beim Monatschart noch deutlich über der 200 Monats Linie (rot) des gleitenden Durchschnitts und damit noch bullisch. Allerdings haben wir den kurzfristigen Trend, die 20 Monats Linie, hier in grün dargestellt, bereits von oben nach unten gekreuzt. Aktuell steht wir kurz vor der 50 Monats Linie, hier in blau. Damit ist der Trend im langfristigen Bereich noch intakt, allerdings sollte man sich die Indikatoren darunter anschauen, sowohl der MACD (Moving Average Convergence Divergence) gibt per Februar, März ein Verkaufssignal (Durchkreuzen der blauen Linie, durch die rote Linie und der Trend im MACD ist derzeit short, erkennbar an den roten Balken, die bereits unter der Null Linie sind. Diese zeigen die Dynamik auf, mit der sich der Trend entwickelt. Gleiches beim Momentum, direkt darunter in schwarz. Auch hier ist erkennbar, dass die Null Linie von oben nach unten durchkreuzt wurde und damit ein Verkaufssignal generiert hat. Zusätzlich ist hier erkennbar, dass die Dynamik des Abwärtstrends noch zulegen kann, in 2008 war das Momentum bis auf -3200 abgestürzt, per heute sind wir -1638. Da wäre also noch Luft nach unten drin. Das Momentum zeigt auf, wie stark ein Trend sich gerade entwickelt. Quasi wie beim Bungee Springen, zunächst geht es steil mit Schwung nach unten, irgendwann verliert sich der Schwung und es geht in die Gegenrichtung, zunächst wieder stark und danach wieder deutlich sich abschwächend. Als letzter Indikator zeigt mir die „Slow Stochastik“ (geglättet und nicht so agressiv, dafür präziser wie die „Fast Stochastik“) ebenfalls ein Verkaufssignal, dieses aber früher als der MACD, bereits am 1. Januar. Wenn Sie nun sich den Chart anschauen und hier insbesondere die Bewegung im Jahre 2008 und dazu die Signale der oben genannten Indikatoren, verstehen Sie wovon ich spreche. Und ebenso erkennen Sie das klare Kaufsignal, welches im August 2009 im MACD generiert wurde, oder auch zum Beispiel im Juni 2003, nach dem großen Abschwung zu Beginn des Jahrtausends. Immerhin hat der DAX sowohl in 2000 bis März 2003 rund 74% verloren und in den fünf aufeinanderfolgenden Quartalen von 1. Quartal 2008 – 1 Quartal 2009, 65% verloren.

 

Schaut man sich nun den Wochenchart an, erkennt man, dass wir hier bereits sehr viel weiter im negativen Bereich sind, sprich im bärischen Trend. Im Chart sieht man, dass sowohl die 20 Wochen Linie, die 50 Wochenlinie und auch die 50 Monatslinie im gleitenden Durchschnitt von oben nach unten durchbrochen wurden. Hier bahnt sich gerade ein weiteres auffälliges Chartbild an. Die Kreuzung der 20 und der 50 Wochenlinie durch die 200 Wochenlinie – damit generieren wir ein neues extrem bärisches Signal, das sogenannte Todeskreuz, welches in der Regel von deutlichen Korrekturen begleitet wird. Das Todeskreuz hatten wir im März des Jahres bereits im Tageschart generiert.

Ein weiteres Verkaufssignal haben wir im MACD, um den 20. August 2018 herum, wobei dieses bis jetzt nicht sonderlich ausgeprägt ist, ähnlich wie der Markt, der ja ebenfalls ein wenig orientierungslos seit mehreren Monaten läuft.

Im Momentum hingegen haben wir gleich mehrere Signale. Zum einen eine sogenannte Divergenz. Diese ist sowohl im Chart markiert, wo wir zwischen Oktober 2017 und Januar 2018 jeweils zwei Hochs, also ein Doppeltop ausbilden, wobei das zweite Hoch im Januar minimal höher ausfällt. Just im gleichen Zeitraum verzeichnet das Momentum aber eine klare nachlassende Dynamik, also es fehlt an Käufern und die Kraft und die Geschwindigkeit, eben die Dynamik, des Anstiegs lässt nach. Daher fällt in diesem Zeitraum das Momentum und generiert eben eine bärische Divergenz, welche als klare Trendumkehr zu interpretieren ist. Bei der Divergenz laufen Indikator und Chart konträr zueinander. Also im Chart verzeichnen wir einen Anstieg, während das Momentum bereits fällt. Ein weiteres Signal im Momentum erkennt man mit der Ausbildung des neuen Tops im Juni 2018, danach ging es abwärts. Mit dem Kreuzen der Null Linie Mitte Juli generiert das Momentum ein Verkaufssignal.

Zusätzlich  generiert die Slow Stochastik Ende Mai ebenfalls ein Verkaufssignal, als die gestrichelte rote (D ) Linie die schwarze K Linie kreuzt. Der Dax verlor in jener Zeit gut 1000 Punkte. Danach folgten mehr oder weniger schwache Signale, die man eher vernachlässigen konnte. Das kommt halt auch vor.

 

Natürlich sind Charts Abbilder der Vergangenheit und die Zukunft kann sich völlig anders entwickeln, aber es ist eben auch erkennbar, dass es immer wieder sehr gut funktioniert. Insbesondere auf lange Sicht. Und das liegt einzig daran, dass viele Investoren darauf achten und danach handeln. Zusätzlich muss man natürlich zwingend die jeweiligen Nachrichten beachten, da diese die gegenwärtige Richtung und den zukünftigen Kursverlauf bestimmen. Bei Aktien sollten Sie obendrein zwingend auf die fundamentalen Kennzahlen und Quartalszahlen achten. Letzte Woche hat die Berichtssaison für das 3. Quartal begonnen und sie verspricht spannend zu werden.

Derzeit wird wieder sehr viel über die Märkte und Krisenherde gesprochen. 10 Jahre nach Lehman Brothers und die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Finanzmärkte. Viele reden von bevorstehenden Crashs, mich eingenommen, andere argumentieren mit langfristigen Investments und zeigen dafür gerne auch 100-jährige Charts auf. Nun, auf diesen langen Zeitraum betrachtet sieht das immer toll aus. Nur sollte man immer seine persönliche Lebenszeit mit in die Überlegung einbeziehen. Sonst freuen sich am Ende nur die Erben. Zudem halten die Super Bullen die Crash Theorie für bloße Panikmache. Die sogenannten Crash Propheten sind in deren Augen ewig negativ denkende Menschen. Nun, das sehe ich völlig anders. Fakt ist, die Welt hat insbesondere nach 2008 eine nie dagewesene Schuldenpolitik betrieben und immer mehr Geld ins Geldsystem gepumpt. Fakt ist auch, die Notenbanken sitzen auf niemals zuvor dagewesenen, gigantischen Wertpapier Portfolios von über 20 Billionen USD weltweit. Portfolios, die die Notbanken bei jetzt steigenden Zinsen, und in den USA haben wir bereits bei den 10 jährigen Anleihen die 3% Marke überschritten, Italien und Griechenland natürlich auch, abgebaut werden. Somit fallen die Kurse der Anleihen und dies ist seit etlichen Monaten bereits ein sehr ernstes Thema. Im Gegenzug dazu steigen die Renditen, da die Kurse konträr zu den Renditen laufen. Alleine die EZB sitzt auf 83% der gesamten italienischen Staatsanleihen. Durch den Abverkauf fallen wie gesagt die Anleihepreise mit dem Effekt, dass die italienischen Banken, die ebenfalls sehr viele italienische Staatsanleihen als Kapitalpuffer halten,  nun immer größere Verluste einfahren. Gleichzeitig verliert der dringend benötigte Kapitalpuffer immer mehr an Wert. Ab einem gewissen Punkt werden die Regulierungsbehörden eingreifen und die Banken auffordern diese wieder auf das geforderte Minimum zu erhöhen. Und genau da kann das Problem entstehen, denn irgendjemand müsste ja dann wieder Kapital bereitstellen. Und die Finanzmärkte werden ebenso wenig, wie die Regierungen oder die EU immer wieder Kapital zur Verfügung stellen. Somit muss man auch die Liquidation diverser Banken in Betracht ziehen. Und das sind nur einige der vielen Gründe, die ich oftmals bereits in meinen Mails erwähnt habe. Bedenken Sie immer eines, die Probleme die zur Krise von 2008 führten wurden niemals wirklich gelöst, sondern nur kaschiert. Und noch viel schlimmer, Banken fühlen sich seit diesem Zeitpunkt unverwundbar.

 

Kurzum, die Situation ist ganz sicher nicht so entspannt, wie sie allgemeinhin gerne dargestellt wird. Und der langfristige Blick vernebelt ein wenig den Blick auf die Realität. Man muss nicht in Panik verfallen, aber sein Portfolio sollte man zwingend immer absichern. Ein Crash kündigt sich zwar lange vorher an, aber oftmals werden die Signale nicht wahrgenommen oder schlichtweg ignoriert. Nach dem Motto, es kann ja nur aufwärts gehen, es gibt ja keine Alternativen. Und das schwierigste ist immer den perfekten Zeitpunkt für einen Crash oder eine große Korrektur im Vorfeld zu benennen. Zu viele Punkte die heutzutage Einfluss nehmen und die internationalen Finanzmärkte bewegen. Und auch am Tage eines Crashs werden sie diesen nicht als solchen wahrnehmen. Es beginnt zumeist völlig harmlos, eben ein Tag wie immer. Irgendwann werden sie aufmerksam und beobachten wie der Markt ganz langsam Richtung Süden geht und selbst da sind die Vorboten eines Crashs nicht immer zu erkennen. Es sieht ja nur wie eine Korrektur aus, eben eine von vielen. Und urplötzlich bricht es los, wie eine Lawine und dann herrscht Panik. Und wer nicht bereits abgesichert ist, hat schlechte Karten. So war es meistens und ich habe viele erlebt. Und aussitzen?? Schwer zu sagen, Sie wissen ja erstens nicht, wie tief der Markt oder die einzelnen Werte wirklich fallen und zweitens haben Sie ja keine Ahnung, wie lange die spätere Erholung dauert, bis alle Verluste aufgeholt werden. Zudem sind die heutigen Handelskosten meist gering, sofern Sie nicht bei der Hausbank zum Jackpot Tarif  (Jackpot für die Banken) handeln.  Eine Erholung kann auch mal Jahrzehnte dauern, denken Sie an Japan, die haben heute knapp 30 Jahre nach Einbruch des Nikkei von 39000 Punkten ihr damaliges Hoch nie wieder gesehen. Und auch im Dow Jones / SNP hat es nach der Krise 1929 und der dann folgenden Wirtschaftskrise insgesamt 27 Jahre gedauert, bis die Kurse ihr altes Hoch von 1929 wieder erreicht hatten. Und 1929 hatten wir im Oktober Crash nur eine 10% Korrektur im Dow Jones an diesem schwarzen Freitag, allerdings korrigierte der Markt dann noch weiter bis Ende 1932 auf  insgesamt 90%.

 

Also, wie auch immer, sichern Sie zwingend jederzeit alle Positionen ab. Und sollten Sie ausgestoppt werden, egal. Bleiben Sie entspannt, Sie können ja nichts mehr verlieren. Schauen Sie zunächst einmal in aller Ruhe, wie die Gesamtmarktstimmung ist, dann wie der Wert, den Sie kaufen möchten aktuell bewertet ist (fundamental und technisch) und dann können Sie immer noch entscheiden, ob Sie wieder einsteigen oder eben nicht. Im Übrigen haben all diejenigen, die seit 2000 den Dax jeweils nach Börsenschluss gekauft haben und über Nacht gehalten haben, dann allerdings kurz vor Markteröffnung um 9:00 Uhr täglich verkauft haben, eine mehr als doppelt so gute Performance, wie all diejenigen, die einfach nur im Markt geblieben sind. Zugeben eine etwas mühsame Strategie, aber Sie sehen aussteigen heißt nicht zwangsläufig man verliert.


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