Italien wird zu einem ernstzunehmenden Problem für die EU. Die weiterhin unklare politische Lage im Land, sowie die grossen Pläne der neuen Regierung sind wohl kaum finanzierbar. Das Land ist einerseits mit 132% am BIP (Brutto Inlandsprodukt) verschuldet und weist andererseits mit 350 Milliarden Euro an faulen Krediten in den Banken, ein sehr ernstes Problem aus. Sind das doch immerhin 18% der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes. Ein weiteres nicht zu vernachlässigendes Problem ist das Target2 Defizit Italiens gegenüber anderen europäischen Ländern. Dieses Defizit beläuft sich mittlerweile auf über-465 Milliarden Euro - ein neuer Rekord. Target2 steht für das gesamteuropäische Clearingsystem. Über dieses System haben insbesondere südeuropäische Länder, Waren im Gegenwert von etlichen Milliarden Euro bezogen, ohne auch nur einen Euro dafür zu bezahlen. Target2 lässt erklärt sich wie folgt. Wenn Deutschland Waren in andere europäische Länder exportiert, so zum Beispiel nach Italien, erhält es kein Geld, sondern lediglich einen Schuldschein. Das läuft dann wie folgt ab: Der italienische Kunde erhält Waren und veranlasst die Bezahlung über seine Bank. Diese sendet das Geld an die italienische Notenbank, welche daraufhin der deutschen Bundesbank eine entsprechende Meldung macht. Die deutsche Bundesbank überweist dann dem deutschen Kunden das entsprechende Geld und sendet im Gegenzug der italienischen Notenbank eine Forderung. Ein Ausgleich findet hier niemals statt. Das gilt im Übrigen für sämtliche Geldüberweisungen, die ins Ausland getätigt werden. Somit warnen Experten zu recht, das dieses Geld wohl ebenso abzuschreiben ist, wie die faulen Kredite sowohl in den italienischen Banken, als auch im restlichen EU Raum. Die gesamte Summe an faulen Krediten innerhalb der EU beläuft sich derzeit auf über eine Billion Euro. Geld für das Deutschland mit seinen üppigen Geldern auf Spar-, oder auch Festgeldkonten, sowie den Bargeldeinlagen mit über 2,2 Billionen Euro bereits garantiert. Und man sollte nicht vergessen, dass bereits im letzten Jahr drei italienische Banken vor dem Kollaps mit Steuergeldern gerettet werden mussten. Banken, wie Monte dei Paschi di Siena, die älteste Bank der Welt, zum Beispiel. Und die neuerliche Unsicherheit über den weiteren Verlauf der italienischen Politik treiben Investoren aus italienischen Anleihen raus, was dann in der Folge die Preise fallen lässt, da mehr Verkäufer als Käufer im Markt sind und im Gegenzug die Renditen steigen lässt. (Renditen laufen konträr zu den Anleihepreisen) Somit sind die Renditen für 10-jährige italienische Staatsanleihen mittlerweile auf 2,84% gestiegen, Anfang April standen sie noch bei 1,7%. Das Geld fliesst derzeit in deutsche 10-jährige Anleihen und treibt hier die Anleihepreise hoch und somit die Renditen runter auf aktuell 0,42%. Und erstmals in der Geschichte des Euro weisen italienische 6-Monatsanleihen eine höhere Rendite als vergleichbare griechische Anleihen aus. Für Italien hingegen wird die Neuaufnahme von Krediten über die Finanzmärkte immer teurer. Ein Austritt aus dem Euro ist mit der neuen Regierung wahrscheinlicher als jemals zuvor. Dies würde dann aber auch das Ende für den Euro insgesamt bedeuten. Ist Italien doch immerhin die 4. stärkste Wirtschaftsnation in der EU.
Ein weiteres nicht zu vernachlässigendes Problem sind die Emerging Market Länder. Argentinien, Venezuela, Brasilien, Türkei und nun auch Südafrika. Ein Schwellenland nach dem anderen gerät in ernstzunehmende Probleme infolge des Ölpreis Anstiegs und des deutlich gestiegenen Dollars. Warum? Nun, die meisten Emerging Market Länder begeben Dollar Anleihen anstatt in der eigenen Währung, um sich Geld über die internationalen Finanzmärkte zu leihen. Grund der Dollar ist Investoren natürlich vertrauter, als eine schwer einschätzbare Währung eines Schwellenlandes. Steigt nun der Dollar gegenüber der eigenen Währung, dann steigen somit die Kosten für die Kredite und das kann dann zum ernsthaften Problem werden. Vergleicht man die Wertverluste der jeweiligen Landeswährungen oben genannter Länder zum US Dollar innerhalb der letzten zehn Jahre, dann muss man mitunter horrende Verluste von zum Teil knapp 90%, wie beim Argentinischen Peso, erkennen. Der brasilianische Real verlor in der gleichen Zeit rund 56% gegenüber dem US Dollar und die türkische Lira verlor 71% innerhalb dieses Zeitraums gegenüber dem US Dollar. Vom venezolanischen Bolivar ganz zu schweigen. Venezuela hat derzeit eine Inflation von über 14.000 Prozent, die Währung ist wertlos, weshalb die Venezolaner ihr Geld auch wieder verstärkt in Bitcoins investierten.
Ein weiteres nicht zu unterschätzendes Problem ist der enorme Preisanstieg beim Rohöl. Immerhin hat sich der Preis von Rohöl innerhalb der letzten 3 Jahre mehr als verdreifacht und belastet somit die Wirtschaft der Schwellenländer deutlich. Die Kombination aus Dollar Anstieg und den höheren Ölpreisen könnte sich schlußendlich verheerend für die Schwellenländer und schließlich auch für die Weltwirtschaft auswirken.
Denken Sie nur an die großen Börsen Crashs von 1997/1998. Im Oktober 1997 war es die Asienkrise, die durch die Abwertung diverser asiatischer Währungen ausgelöst wurde. Am 28. Oktober 1997 brach dann die Börse in Hong Kong zusammen und verlor bis Monatsende rund 40%. Aber auch die weltweiten Börsen waren betroffen und verloren massiv. Der Dax verlor an jenem Tag 8% und der Dow Jones 7,2%. Von diesen Auswirkungen wurden auch Brasilien und Argentinen betroffen. Argentinien ging dann in 2001 endgültig in die Staatspleite. Von dieser Pleite hat sich das Land nie mehr erholt.
Und 1998 waren es dann die Staatspleite Russlands die Börsen abermals im Oktober erschütterten und zu deutlichen Wertverlusten weltweit führten.