Nachdem der DAX heute morgen erneut auf 12812 nachgab schießt er nur wenige Minuten nach der EZB Aussage, das Anleihekaufprogramm QE per Ende dess Jahres auslaufen zu lassen, wieder hoch auf aktuell 13010 Punkte. Damit beendet die EZB nach den USA ihr Kaufprogramm um zur Normalität zurückzukehren. Zusätzlich gab Draghi bekannt, man reduziere ab September das aktuelle Kaufprogramm von derzeit 30 Milliarden Euro monatlich auf 15 Milliarden Euro monatlich. Ein Zeichen des Vertrauens in die deutlich stärker laufende Wirtschaft in der EU. Aber es ist ohnehin längst an der Zeit auszusteigen, bedenkt man, welche gigantischen Summen die Notenbanken weltweit in den letzten 10 Jahren in die Märkte gepumpt haben - Insgesamt über $20 Billionen. Gelder die man in Anleihen und andere Wertpapiere investierte. Und nun sitzen sie auf gigantischen Portfolios in ihren Bilanzen von zum Teil $4,5 Billionen, wie die USA oder Japan zum Beispiel. Dies im Übrigen, ganz im Gegensatz zu den in den Statuten der Notenbanken festgelegten Regeln. Demnach dürfen Notenbanken überhaupt keine Wertpapier-Portfolios besitzen. Die größte Herausforderung der nächsten Jahre ist es nun, diese Portfolios wieder abzubauen und die Wertpapiere zu verkaufen ohne dabei nachhaltig den Markt zu schwächen. Eine schier unmögliche Aufgabe. Sind sie doch neben den Unternehmen, die im großen Stil seit 2009 Aktienrückkaufprogramme gestartet haben und immerhin 30% des gesamten SNP500 Anstiegs seit 2009 ausmachen, nahezu die einzigen Käufer in den Märkten. Dies gilt vor allem aber für die Anleihemärkte, die gänzlich von den Notenbanken beherrscht wurden. Es gab nahezu keine Anleihen mehr im Markt, und wenn, dann nur mit irren Spreads (An- Verkaufsdifferenz). Dies insbesondere im italienischen Anleihemarkt, der nahezu komplett von der EZB beherrscht wird. Immerhin sitzt die EZB derzeit auf rund 83% aller italienischen Staatsanleihen, die es nun zu verkaufen gilt. Hier hatte bereits nach nach dem Ausgang der italienischen Wahl vor wenigen Wochen, eine Umschichtung in deutsche, niederländische und finnische Anleihen begonnen. In der Folge fielen die Preise italienischer Staatsanleihen und die Renditen schossen zum Teil auf 3,2% (2,83% aktuell) für die zehnjährigen italienischen Staatsanleihen hoch. Gleichzeitig hatte man mit dem Kauf der deutschen und niederländischen und finnischen Anleihen, deren Preise hochgetrieben und dadurch die Renditen (Renditen laufen konträr zu den Anleihepreisen) nach unten auf 0,30% (0,48% aktuell) runtergeprügelt.
Auch andere Notenbanken sitzen auf gigantischen Portfolio´s so zum Beispiel die schwedische Rijksbank, die rund 53% der gesamten schwedischen Staatsanleihen hält, oder BoJ (Bank of Japan) die 75% aller auf den Nikkei gehandelten ETFs hält. Und der Abverkauf wird logischerweise nicht ohne Spuren zu hinterlassen von statten gehen. Aber wie auch immer, zunächst einmal reagieren die Märkte mehr als erfreut, der DAX erwacht aus seinem Dornröschenschlaf und schießt hoch auf über 13.000 Punkte und ist kurz davor ein neues Kaufsignal zu generieren. Ohnehin befindet sich der deutsche Leitindex wieder im positiven Terrain, nachdem er die 200 Linie am 11. Juni wieder nach oben druchbrechen konnte. Die 200 Tage Linie gilt allgemeinhin als Trendbarometer und signalisiert, ob ein Markt nun bullisch oder eben bärisch (negativ) ist. Aktuell notiert der DAX bei13053 Punkten. Der Dow Jones notiert ebenfalls kurz nach Markteröffnung vor wenigen Minuten, bei 25274, einem Plus von 75 Punkten. Der Euro gibt deutlich auf 1,1681 nach. Logisch, die Amerikaner zahlen deutlich mehr Zinsen, als die Europäer. Insidern zufolge dürften die Aktienmärkte nun zu einer neuen Rally ansetzen, da die Notenbanken die Katze aus dem Sack gelassen haben und somit von dieser Seite vieles klarer ist. Ungemach droht natürlich weiterhin von den vielen anderen Baustellen. Insbesondere Italien ist ein weiteres großes Sorgenkind der EU und hier sollten Anleger weiterhin sehr wachsam darauf achten, was hier passiert. Die unklare politische Richtung mit den versprochenen nicht finanzierbaren Wahlversprechungen der höheren Ausgaben, lastet wie ein Damoklesschwert über Italien und der EU und ein Italexit ist alles andere als vom Tisch. Würde es dazu kommen, wäre die Party am Aktienmarkt vorbei.